No Dig?


Ich baue im Stil der regenerativen Landwirtschaft mit dem Ziel eines nachhaltig stabilen Ökosystems "Garten" mit unterschiedlichen Mikroklimata an. Aus dem Englischen geläufige Begriffe dafür sind Permakultur (aus "permanent" und "(agri)culture") sowie Market Gardening.

Doch wie soll das konkret funktionieren?

Auf einer relativ überschaubaren Fläche effizient Lebensmittel anbauen, ohne dabei die Natur zu belasten, ist möglich dank einer Anbaumethode, die allgemein hin als "No Dig" oder "No Till" bekannt ist. 
Wie der Name vermuten lässt, wird dabei das Feld nicht umgegraben und generell so wenig gestört, wie möglich. Natürlich muss man kleine Löcher in Kauf nehmen, um Pflanzen in den Boden zu bekommen, bzw. bei einigen eine Ernte haben möchte. Dennoch wird die eigentliche Erdschicht so gut wie nicht geöffnet. Gepflanzt wird in den aufliegenden Mulch, in meinem Fall organischen Kompost, wodurch die Pflanzen in die darunter liegende Erde wurzeln können, sich aber nach der Ernte oberflächennah wieder gut entfernen lassen. Dabei wird sowohl mit dem Kompost, als auch den in der Erde verbleibenden und langsam verrottenden Wurzeln dafür gesorgt, dass die Millionen kleiner Helferlein (Bakterien und Pilze), die auf molekularer Ebene Nährstoffe für die Pflanzen bieten, selbst genug zu essen und ein gutes Zuhause haben. 
Das Ziel ist die Fläche so gut wie niemals leer stehen zu lassen, weil dann die Erdmikroben zum großen Teil hungern müssen. Denn Pflanzen tauschen mit den Mikroben das, was sie haben (Zucker, Stickstoff, Phosphor, ...) gegen das, was sie brauchen (Mineralstoffe, Spurenelemente, Wasser, ...). 
Der Fokus liegt also auf Humusaufbau, der Gesundheit und Widerstandsfähigkeit des Bodens, der Erde und ihren Bewohnern. Nährstoffreiche und leckere Lebensmittel von den Pflanzen darüber zu bekommen ist dabei mehr der Bonus.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass der in Schichten aufgebrachte Mulch für gute Wasserspeicherung und wenig Unkraut sorgt. Und ohne schweres Gerät oder Aufbrechen der Erde, besteht keine Gefahr das Erdreich zu Kompaktieren und damit sauerstoffarme Verhältnisse zu schaffen, wie es oft in flächendeckender Monokultur-Landwirtschaft der Fall ist. Auch das mögen die von uns erwünschten Mikroorganismen selten.
Kombiniert man dies mit einer abwechslungsreichen Mischung aus für Wildtieren attraktiven Pflanzen, ist eine intensive Bewirtschaftung möglich, während gleichzeitig die Biodiversität erhalten und alle Beteiligten, von Mensch bis Mikrobe, versorgt werden können. 


Beispiele der Umsetzung

Bei u.a. den hier gezeigten Kolleg:innen könnt ihr sehen, wie das Ergebnis in etwa aussehen wird

HomeAcres, UK

Charles Dowding, England

Charles Dowding, ein Gärtner, wie man ihn sich vorstellt: ruhig, entspannt, voller Wissen. Geerdet eben. Er hat einige tolle Kurse, Bücher und jährlich einen Aussaatkalender im Angebot. Dazu gibt es einen YouTube Kanal von seinem Garten, HomeAcres, den ich empfehlen kann zum Entschleunigen und Weiterbilden. Vertrieb erfolgt vor allem an Restaurants. In Buchform gibt es, unter anderem, tolle Anleitungen für jeden zum Nachpflanzen, zeitlich aufgebaut oder für jede Pflanze einzeln. Zum Beispiel das Veg journal oder auch das No-Dig Children's Gardening Book für Kinder.

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Richard Perkins, Schweden

In Schweden zeigt Richard Perkins wie man trotz kurzer Vegetationsperiode mit Effizienz und Planung das Beste aus einer Saison herausholen kann. Ridgedale Farm ist ein rundum effizient gestalteter, gut durchdachter Hof, der No-Dig Gemüsebau mit Tierhaltung verbindet und mit innovativen Ansätzen die Vermarktungsmethoden weiterentwickelt. Gestaltet mit fast allen der großen Schlagworte: Keyline Design, Permaculture, holistic management, Agroforestry, uvm.

Das Buch Regenerative Agriculture von Farmleiter Richard Perkins kann ich nur allen empfehlen, die Interesse an dem Thema haben.

Jesse Frost, USA (Kentucky)

Rough Draft Farm ist ein liebevoll gestalteter Market Garden in Kentucky mit viel Regen, aber immer guter Laune.
Jesse Frost implementiert eine Verkaufsart, die mit etwas Vorbereitung auf dem Wochenmarkt für alle praktisch und effizient ist: "2 portions for 3$ or 3 portions for 5$".
Neben seinem Buch The Living Soil Handbook bietet er in kurzen, knackigen YouTube Videos Rat, Tipps, undTricks an. Seine Erfahrungswerte ergeben sich durch Ausprobieren und Flexibilität sowie dem Diskurs mit anderen: Seinen Podcast No-Till Market Garden Podcast nur empfehlen.